So, ich habe ja schon länger nichts mehr von mir hören lassen, trotzdem hat sich einiges getan.
Statt meine Zeit in der Schule abzusitzen, habe ich jetzt tatsächlich ein volleres Programm. Ich besuche jetzt nämlich drei Kindergärten und helfe, unterstütze und unterrichte da so gut ich kann. Ein Kindergarten ist hier allerdings mehr eine Vorschule, es wird sogar in Fächern unterrichtet: Mathe, Sprache, Sachkunde, Kunst und Sport. Unterrichtsthemen sind Zahlen, Buchstaben, Tiere, Körperteile, Fahrzeuge, Obst, Gemüse, Anmalen und natürlich auch viele Bewegungsspiele.
Wie Kleinkind freundlich dieses Konzept ist, hängt dabei zu 100% von der Umsetzung der Lehrkräfte ab und die Kindergärten in denen ich bin unterscheiden sich in diesem Punkt stark.
Montags und Donnerstags bin ich in einem Kindergarten mit 39 Kindern im Alter von 2-6 Jahren. Betreut werden die Kinder von einer ausgebildeten Erzieherin und ihrer Cousine, die die Schule geschmissen hat. Die Ausbildung zur Erzieherin dauert drei Monate! In dieser Ausbildung lernt man zum Beispiel auch, wie man aus Wellblech und Holzstämmen provisorische Klassenräume baut. Dementsprechend wenig Zeit wird wohl in die Ausbildung pädagogische Fähigkeiten gesteckt. Wie dem auch sei, der Unterricht hier in diesem Kindergarten ist vorbildlich! Alles wird spielerisch verpackt und mit Bewegung verknüpft. Es wird nur Englisch mit den Kindern geredet, schade nur dass das in der Schule nicht so konsequent fortgesetzt wird. Es ist so schön zu sehen, wie schnell die Kleinen eine Sprache lernen! Es wird viel gesungen und es gibt eine ausgiebiger Spielpause. Leider bietet das gesammte Gelände mittags keinen Schatten und deshalb können die Kinder nur bis 10:00 Uhr vor die Tür. Der Raum selber ist leider auch viel zu klein und es gibt nicht genügend Tische, sodass immer in Grüppchen nacheinander geschrieben und gemalt werden muss. Dafür sind die Kinder echt super, ganz ruhig und geduldig warten sie die meiste Zeit, bis sie an der Reihe sind. Ich fühle mich hier sehr wohl, einfach weil man immer mit anfassen und helfen kann. Bei 39 Kindern gibt es einfach immer etwas zu tun: Naseputzen, Schuhe binden, aufs Klo helfen, Streit schlichten, Trösten, Hemd rein stecken und natürlich auch unterrichten!
Dienstags bin ich in einem viel kleineren Kindergarten, nur neun Schützlinge kommen hierher jeden Tag. Gerade großgenug für eine Matratze und 9 Mini Stühle ist der Raum. Und die Erzieherin betreut nebenher auch noch ein Baby, was nonstop schreit, abhauen will oder gestillt werden muss. Die übrigen Kinder haben es auch in sich, die eine hat meiner Meinung nach zu zweihundert Prozent ADHS, sie redet ununterbrochen, sagt alles vor (nur wenn sie an der Reihe ist hat sie keine Antwort parat), ignoriert man sie zulange oder ist man etwas ruppig mit ihr, weil sie die anderen terrorisiert, wirft sie sich bitterlich heulend auf den Boden. Unterbrochen werden ihre theatralischen Schluchzer nur von versteckten Blicken zu uns Betreuern, um herauszufinden, ob wir denn wenigstens auf diese Showeinlage reagieren.
Leider bin ich im Umgang mit diesem Mädchen genauso ratlos, wie die Erzieherin. Ignorieren wir sie, schreit sie bloß immer lauter. Vor der Tür ist sie auch nur wenige Minuten still, denn draußen alleine bekommt man ja noch weniger Aufmerksamkeit. Bestrafen kann man die Kleine auch nicht, denn sie kann sich ja einfach nicht kontrollieren, da hilft Strafe auch nicht! Meistens versuchen wir sie mit Spielzeug und Faxen zu beschäftigen, denn beschäftigt stört sie am wenigsten. Ich habe auch eh die Theorie, dass dieses Mädchen einfach maßlos unterfordert ist. Während die anderen mit Mühe die Zahlen von eins bis zehn aufsagen können (mit zählen hat das nichts zu tun), zählt sie schon ganz locker bis zwanzig! Ich bin mit ihr einmal schnell alle 12 Tiere in einem Buch durchgegangen und ohne Probleme konnte sie diese nach der Stunde wiedergeben. Außerdem versteht sie als eine der wenigen, dass Englisch eine zweite Sprache ist. Mühelos gibt sie dir alle gelernten Vokabeln in Englisch und Oshikwanyama!
Die Unterrichtsmethoden im diesem Kindergarten sind leider sehr einseitig. Eigentlich wird nur vor - und nachgesprochen. Keine Spiele, wenige Lieder und kaum Bastelarbeiten. Dafür darf ich nächste Woche das erstemal, den Unterricht alleine machen/vorbereiten und da werde ich mir aufjedenfall ein bisschen mehr spielerisches raussuchen!
Mittwochs gehe ich zu einem dritten, privaten Kindergarten. Dieser ähnelt den deutschen Kindergärten deutlich mehr. Die Kinder haben viele Spielzeuge (liebevoll gemachte Puppen, selbstgemalte Bücher, eine Trommel, Gymnastikreifen und vieles mehr) zur Verfügung und im Unterricht wird viel gesungen, aber auch viel aufgesagt.
In einem anderen Punkt ist der Kindergarten aber alles andere als Deutsch. Eigentlich sollte er um 9:00 Uhr starten, sowohl Betreuerin als auch Schüler kommen allerdings meistens so zwischen 9:30 Uhr und 10:00 Uhr. Außerdem wird sich hier auf Oshikwanyama verständigt, weswegen ich wahrscheinlich mehr von den Kindern lerne, als diese von mir.
Freitags gehe ich nach wie vor an die Schule, einfach weil ich da nicht einfach garnicht mehr hin kann, nachdem ich hier soviele Wochen verbracht habe. Außerdem ist es auch nur halb so schlimm, wenn man nur einmal die Woche dödel Unterricht geben soll.
Soviel erstmal zu meiner Arbeit, zum Abschluss noch eine skurrile Top 5 Liste, mit typischem Essen der Kwanyama.
1. Ziegenfüße (mit Oshifima) :
Wer Ziegenfleisch für streng im Geschmack hält, kennt Ziegenfüße nicht. Gekocht werden sie, bis sie butterweich sind. Doch der Gestank hätte mich warnen sollen, ungefähr ein Kubikuzentimeter, hat bei mir einen kaum zu unterdrückenden Würgereiz ausgelößt!
2. Saure Milch (mit Oshifima)
Gibt es immer dann, wenn keine Zeit zum Kochen ist. Diese Milch steht in riesigen Kanistern im Kühlschrank und ja es ist einfach alte, saure, verdorbene, bittere, bröckelige Milch. Nach ihrem Genuß hatte ich zwei Tage Bauchschmerzen ...
3. Raupen (mit Oshifima)
Sie sollen angeblich sehr gesund sein, ich habe sie bis jetzt aber nur getrocknet gegessen. Allerdings war meine Zunge nach der zweiten Raupe leicht taub und geschwollen, was mich doch etwas an ihrer Verträglichkeit zweifeln lässt. Außerdem hat meine Gastmutter angekündigt sie demnächst zu kochen. Ich bin unentschlossen ob das Drohung oder Rachefeldzug als Antwort auf das von mir servierte deutsche Essen ist.
4. Rinderpansen (mit Oshifima) :
Kannte ich bis jetzt nur von den Bildern auf Kiras Rintihundefutterbüchsen. Und ich kann jetzt sagen, Pansen sieht wirklich so aus! Grünlich und mit ganz vielen Fransen. Gekocht ist seine Konsestenz beinahe schleimig und wenn man sich an dem strengen Geschmack nicht stört, ist er sogar genießbar. Jedenfalls folgten bei mir auf den Verzehr weder Magen noch Verdauungsprobleme.
5. gekochtes Trockenfleisch (mit Oshifima)
Ich glaube es spricht für sich, das dies noch das erträglichste der genannten Gerichte ist. Trotzdem erinnert es meiner Meinung nach zu sehr an Hundefutter. Auch gekocht ist Trockenfleisch zäh wie Gummi, weswegen einem nichts anderes übrig bleibt als wie ein Hund seine Zähnchen ins Fleisch zu schlagen und mit heftigen Ruckbewegungen schluckbare Stücke hinauszureißen. Vor dem Schlucken sollte man diese aber noch einige Zeit im Mund weichen. Bei dieser Prozedur, die nebenbei bemerkt nur mit den Händen als Essbesteck gelingt, bleibt auch noch die Hälfte zwischen den Zähnen hängen. Und das alles für etwas dessen großer Vorteil darin besteht nach nichts zu schmecken und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verdorben zu sein!
Statt meine Zeit in der Schule abzusitzen, habe ich jetzt tatsächlich ein volleres Programm. Ich besuche jetzt nämlich drei Kindergärten und helfe, unterstütze und unterrichte da so gut ich kann. Ein Kindergarten ist hier allerdings mehr eine Vorschule, es wird sogar in Fächern unterrichtet: Mathe, Sprache, Sachkunde, Kunst und Sport. Unterrichtsthemen sind Zahlen, Buchstaben, Tiere, Körperteile, Fahrzeuge, Obst, Gemüse, Anmalen und natürlich auch viele Bewegungsspiele.
Wie Kleinkind freundlich dieses Konzept ist, hängt dabei zu 100% von der Umsetzung der Lehrkräfte ab und die Kindergärten in denen ich bin unterscheiden sich in diesem Punkt stark.
Montags und Donnerstags bin ich in einem Kindergarten mit 39 Kindern im Alter von 2-6 Jahren. Betreut werden die Kinder von einer ausgebildeten Erzieherin und ihrer Cousine, die die Schule geschmissen hat. Die Ausbildung zur Erzieherin dauert drei Monate! In dieser Ausbildung lernt man zum Beispiel auch, wie man aus Wellblech und Holzstämmen provisorische Klassenräume baut. Dementsprechend wenig Zeit wird wohl in die Ausbildung pädagogische Fähigkeiten gesteckt. Wie dem auch sei, der Unterricht hier in diesem Kindergarten ist vorbildlich! Alles wird spielerisch verpackt und mit Bewegung verknüpft. Es wird nur Englisch mit den Kindern geredet, schade nur dass das in der Schule nicht so konsequent fortgesetzt wird. Es ist so schön zu sehen, wie schnell die Kleinen eine Sprache lernen! Es wird viel gesungen und es gibt eine ausgiebiger Spielpause. Leider bietet das gesammte Gelände mittags keinen Schatten und deshalb können die Kinder nur bis 10:00 Uhr vor die Tür. Der Raum selber ist leider auch viel zu klein und es gibt nicht genügend Tische, sodass immer in Grüppchen nacheinander geschrieben und gemalt werden muss. Dafür sind die Kinder echt super, ganz ruhig und geduldig warten sie die meiste Zeit, bis sie an der Reihe sind. Ich fühle mich hier sehr wohl, einfach weil man immer mit anfassen und helfen kann. Bei 39 Kindern gibt es einfach immer etwas zu tun: Naseputzen, Schuhe binden, aufs Klo helfen, Streit schlichten, Trösten, Hemd rein stecken und natürlich auch unterrichten!
Dienstags bin ich in einem viel kleineren Kindergarten, nur neun Schützlinge kommen hierher jeden Tag. Gerade großgenug für eine Matratze und 9 Mini Stühle ist der Raum. Und die Erzieherin betreut nebenher auch noch ein Baby, was nonstop schreit, abhauen will oder gestillt werden muss. Die übrigen Kinder haben es auch in sich, die eine hat meiner Meinung nach zu zweihundert Prozent ADHS, sie redet ununterbrochen, sagt alles vor (nur wenn sie an der Reihe ist hat sie keine Antwort parat), ignoriert man sie zulange oder ist man etwas ruppig mit ihr, weil sie die anderen terrorisiert, wirft sie sich bitterlich heulend auf den Boden. Unterbrochen werden ihre theatralischen Schluchzer nur von versteckten Blicken zu uns Betreuern, um herauszufinden, ob wir denn wenigstens auf diese Showeinlage reagieren.
Leider bin ich im Umgang mit diesem Mädchen genauso ratlos, wie die Erzieherin. Ignorieren wir sie, schreit sie bloß immer lauter. Vor der Tür ist sie auch nur wenige Minuten still, denn draußen alleine bekommt man ja noch weniger Aufmerksamkeit. Bestrafen kann man die Kleine auch nicht, denn sie kann sich ja einfach nicht kontrollieren, da hilft Strafe auch nicht! Meistens versuchen wir sie mit Spielzeug und Faxen zu beschäftigen, denn beschäftigt stört sie am wenigsten. Ich habe auch eh die Theorie, dass dieses Mädchen einfach maßlos unterfordert ist. Während die anderen mit Mühe die Zahlen von eins bis zehn aufsagen können (mit zählen hat das nichts zu tun), zählt sie schon ganz locker bis zwanzig! Ich bin mit ihr einmal schnell alle 12 Tiere in einem Buch durchgegangen und ohne Probleme konnte sie diese nach der Stunde wiedergeben. Außerdem versteht sie als eine der wenigen, dass Englisch eine zweite Sprache ist. Mühelos gibt sie dir alle gelernten Vokabeln in Englisch und Oshikwanyama!
Die Unterrichtsmethoden im diesem Kindergarten sind leider sehr einseitig. Eigentlich wird nur vor - und nachgesprochen. Keine Spiele, wenige Lieder und kaum Bastelarbeiten. Dafür darf ich nächste Woche das erstemal, den Unterricht alleine machen/vorbereiten und da werde ich mir aufjedenfall ein bisschen mehr spielerisches raussuchen!
Mittwochs gehe ich zu einem dritten, privaten Kindergarten. Dieser ähnelt den deutschen Kindergärten deutlich mehr. Die Kinder haben viele Spielzeuge (liebevoll gemachte Puppen, selbstgemalte Bücher, eine Trommel, Gymnastikreifen und vieles mehr) zur Verfügung und im Unterricht wird viel gesungen, aber auch viel aufgesagt.
In einem anderen Punkt ist der Kindergarten aber alles andere als Deutsch. Eigentlich sollte er um 9:00 Uhr starten, sowohl Betreuerin als auch Schüler kommen allerdings meistens so zwischen 9:30 Uhr und 10:00 Uhr. Außerdem wird sich hier auf Oshikwanyama verständigt, weswegen ich wahrscheinlich mehr von den Kindern lerne, als diese von mir.
Freitags gehe ich nach wie vor an die Schule, einfach weil ich da nicht einfach garnicht mehr hin kann, nachdem ich hier soviele Wochen verbracht habe. Außerdem ist es auch nur halb so schlimm, wenn man nur einmal die Woche dödel Unterricht geben soll.
Soviel erstmal zu meiner Arbeit, zum Abschluss noch eine skurrile Top 5 Liste, mit typischem Essen der Kwanyama.
1. Ziegenfüße (mit Oshifima) :
Wer Ziegenfleisch für streng im Geschmack hält, kennt Ziegenfüße nicht. Gekocht werden sie, bis sie butterweich sind. Doch der Gestank hätte mich warnen sollen, ungefähr ein Kubikuzentimeter, hat bei mir einen kaum zu unterdrückenden Würgereiz ausgelößt!
2. Saure Milch (mit Oshifima)
Gibt es immer dann, wenn keine Zeit zum Kochen ist. Diese Milch steht in riesigen Kanistern im Kühlschrank und ja es ist einfach alte, saure, verdorbene, bittere, bröckelige Milch. Nach ihrem Genuß hatte ich zwei Tage Bauchschmerzen ...
3. Raupen (mit Oshifima)
Sie sollen angeblich sehr gesund sein, ich habe sie bis jetzt aber nur getrocknet gegessen. Allerdings war meine Zunge nach der zweiten Raupe leicht taub und geschwollen, was mich doch etwas an ihrer Verträglichkeit zweifeln lässt. Außerdem hat meine Gastmutter angekündigt sie demnächst zu kochen. Ich bin unentschlossen ob das Drohung oder Rachefeldzug als Antwort auf das von mir servierte deutsche Essen ist.
4. Rinderpansen (mit Oshifima) :
Kannte ich bis jetzt nur von den Bildern auf Kiras Rintihundefutterbüchsen. Und ich kann jetzt sagen, Pansen sieht wirklich so aus! Grünlich und mit ganz vielen Fransen. Gekocht ist seine Konsestenz beinahe schleimig und wenn man sich an dem strengen Geschmack nicht stört, ist er sogar genießbar. Jedenfalls folgten bei mir auf den Verzehr weder Magen noch Verdauungsprobleme.
5. gekochtes Trockenfleisch (mit Oshifima)
Ich glaube es spricht für sich, das dies noch das erträglichste der genannten Gerichte ist. Trotzdem erinnert es meiner Meinung nach zu sehr an Hundefutter. Auch gekocht ist Trockenfleisch zäh wie Gummi, weswegen einem nichts anderes übrig bleibt als wie ein Hund seine Zähnchen ins Fleisch zu schlagen und mit heftigen Ruckbewegungen schluckbare Stücke hinauszureißen. Vor dem Schlucken sollte man diese aber noch einige Zeit im Mund weichen. Bei dieser Prozedur, die nebenbei bemerkt nur mit den Händen als Essbesteck gelingt, bleibt auch noch die Hälfte zwischen den Zähnen hängen. Und das alles für etwas dessen großer Vorteil darin besteht nach nichts zu schmecken und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verdorben zu sein!